top of page

Die Geschichte mahnt

Während meines Aufenthaltes in Mogiljow habe ich mir vorgenommen zwei Gedenkstätten zu besuchen, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Unweit des Kinderheimes befindet sich das Mogiljower Psychiatrische Gebietskrankenhaus. 2009 wurde dort ein Denkmal des Bildhauers Alexander Minijkow 2009 eingeweiht, welches der Opfer des Euthanasieprogrammes der Nazis gedenkt. Das Denkmal steht vor dem noch authentisch erhaltenen Gebäude, in dem im Jahr 1941 systematisch durch die Nationalsozialisten im Rahmen der „Aktion T4“ Menschen mit geistigen Behinderungen getötet wurden. Das Mahnmal entstand aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit von deutschen und belarusischen Wissenschaftlern (Psychiatern), Studenten und Institutionen. Im September und Oktober 1941 wurden von der Einsatzgruppe B durch Einleitung von Motorgasen 1.200 Patienten der Klinik in dem als provisorische Gaskammer umgebauten Psychiatriegebäude ermordet bzw. im Januar 1942 erschossen. Juden aus dem Ghetto in Mogiljow wurden dazu gezwungen, die Getöteten abzutransportieren und in einem Massengrab zu begraben. 1943 ließen die Nazis Leichen der Ermordeten ausgraben und verbrennen, um jegliche Spuren dieses Verbrechen zu beseitigen. Vernehmungsprotokolle des Fahrzeugführers des LKWs, von dem die Abgase in das Gebäude eingeleitet wurden, wurden jedoch entdeckt und so konnte dieses schreckliche Verbrechen aufgedeckt werden.

Alla Serjoshkina und ich sind am Denkmal mit der Stellvertretenden Chefärztin der Psychiatrie, Elena Lazarenka, verabredet. Alla und Elena waren seinerzeit sehr stark involviert in den Fachkräfteaustausch zwischen den Psychiatern aus Heidelberg und Mogiljow, aus dem die Recherche zum Euthanasie-Verbrechen hervorging und die Denkmal-Idee umgesetzt wurde. „Wer die Vergangenheit vergisst, ist zur Wiederholung verdammt“ – diese mahnenden Worte stehen symbolisch für das Denkmal. Nie waren diese Worte aktueller als im Moment …

Ausführliche Infos zur Gedenkstätte und Alla Serjoshkinas Engagement hierzu:

https://www.gedenkstaettenforum.de/uploads/media/GedRund152_3-10.pdf (Quelle: Stiftung Topographie des Terrors – Gedenkstättenreferat)



Alla und ich fahren zu einem weiteren Mahnmal in Mogiljow – dem Schlachtfeld Buynichi. Hier fanden im zweiten Weltkrieg im Jahre 1941 erbitterte Kämpfe statt und viele sowjetische und deutsche Soldaten verloren ihr Leben. Im Gedenken an die Verteidigung der Stadt Mogiljow wurde ein Denkmal errichtet. Zudem erinnert ein Felsendenkmal an den bekannten sowjetischen Schriftsteller Konstantin Simonov, der die Ereignisse um die Schlacht in Buynichi in seinem Roman „Die Lebenden und die Toten“ verarbeitete. Auf seinen Wunsch hin wurde seine Asche nach seinem Tod auf dem Feld verstreut.



Alla hat etwas Brot und Wodka mitgebracht und so trinken wir beide nach hiesiger Sitte einen Schluck Wodka und beißen ein Stück Brot ab und gedenken der vielen Opfer dieses sinnlosen Krieges – ein Krieg, der sich gerade zu wiederholen scheint…


0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Studieren

Comments


bottom of page